Ana de Armas und Chris Evans im Gespräch über Schnurrbärte, Stunts und The Gray Man
- 28.7.22
In The Gray Man bekämpfen sich Ana de Armas und Chris Evans mit allen Mitteln. Unter anderem Betäubungspfeilen in den Hintern und Raketen durchs Fenster. Zur Premiere des Actionfilms waren die beiden in Berlin und haben mit Netflixwoche über Kuchen, den nächsten James Bond und die unerwartete Nebenwirkung eines Schnurrbarts gesprochen.
Chris, dein Bösewicht-Schnauzer ist ja wieder ein normaler Vollbart. Wie hast du dich mit deinem Schnurrbart gefühlt?
Chris: Am Anfang war er schockierend – also genau das, was wir mit der Figur erreichen wollten. Irgendwann in der Mitte der Dreharbeiten fing er aber an, mir ans Herz zu wachsen. Und er ist eine unglaubliche Verkleidung. Niemand erkennt dich, es ist so seltsam! Wir haben in letzter Zeit alle Masken getragen, und ich werde oft trotz Maske erkannt. Mit Schnurrbart könnte ich das Captain-America-Schild halten, und würde trotzdem nicht erkannt werden. Es ist wirklich unglaublich, wie der Schnurrbart dein Gesicht verändert.
Das war sicher eine schöne Abwechslung.
Chris: Ich habe es geliebt, nicht erkannt zu werden!
Wie viel Spaß macht es dir, die Rolle eines Bösewichts zu spielen?
Chris: Es ist großartig. Es hat wirklich Spaß gemacht, jemanden zu spielen, der so redselig ist. Oft spiele ich Männer, die ein bisschen wortkarger sind, eher stoisch und verschlossen. Das ist sozusagen der heldenhafte Typ. Ähnlich wie bei Ryans Figur Six: die Männer der wenigen Worte. Es ist schön, ausdrucksstarke Charaktere zu spielen. Egal, ob gut oder böse.
Wie hast du deine Figur entworfen? Hattest du ein Vorbild?
Chris: Ich habe mir einen Mann vorgestellt, der wegen mangelnder Impulskontrolle aus dem Militär rausgeschmissen wurde. Jemanden, der gebildet ist, wahrscheinlich sogar kultiviert. Ich stelle mir vor, dass er feine Kleidung, guten Wein und die Oper mag. Jemand, der weiße Hosen trägt, einen gestutzten Schnurrbart, schöne Slipper und italienische Seide. Ich stelle ihn mir als jemanden vor, der sich selbst elegant findet, der großspurig ist.
Ihr beide habt jetzt drei Filme zusammen gedreht. Ist das ein Zufall? Oder habt ihr angefangen, nach Dingen zu suchen, die ihr gemeinsam machen könnt?
Chris: Als ich bei The Gray Man an Bord kam, hieß es: „Wir haben Ana de Armas.“ Und ich dachte: „Oh, mein Gott, großartig!“ Bei Ghosted, unserem jüngsten gemeinsamen Film, haben wir uns aktiv um Ana bemüht. Sie macht einfach alles, woran sie beteiligt ist, besser. Bestimmte Menschen haben etwas an sich, das einen sofort interessiert.
Ana: Sagt der Mann, den alle Welt sehen möchte.
Chris: Nun, ihr werdet sehen, wenn unser nächster Film funktioniert: Es ist ihretwegen.
Wenn du auf die letzten Jahre zurückblickst und dich als Person mit der früheren Ana vergleichst: Was hat sich verändert?
Ana: Es geht alles so schnell. Das ist anstrengend und gleichzeitig so aufregend. Jetzt, wo wir diese Auszeit wir die Pressetour machen, habe ich Zeit, um innezuhalten. Und denke: „Oh mein Gott, ich habe so viel gemacht!“ Wenn ich arbeite, merke ich das gar nicht. Deshalb habe ich manchmal das Gefühl, dass ich keine Zeit habe, ein Projekt zu verarbeiten und mich zu verabschieden. Ich weiß noch, als ich Bond fertiggestellt habe. Entschuldigung, ich meinte, als ich Blonde fertiggestellt habe...
Chris (lacht): Das ist wirklich lustig. Sehr unterschiedliche Filme...
Ana: Als ich mit Blonde fertig war, ging ich zu Bond. Zwischen den Dreharbeiten lag kaum ein Wochenende. Der Zeitplan hat es so ergeben. Aber dadurch fehlt manchmal die Zeit, sich zu verabschieden.
Die Verwandlung von Marilyn Monroe in eine Spezialagentin in zwei Tagen muss anstrengend sein. Wie schafft du das?
Ana: Wenn man gute Regisseure an seiner Seite hat, kann man das schaffen. Weil man das Gefühl hat, in guten Händen zu sein und gutes Material zu haben. Ich arbeite mit den richtigen Leuten zusammen, denen ich vertrauen kann.
Hast du eine Methode, um auf die Schnelle den Kopf frei zu bekommen?
Ana: Pasta, Wein, Croquettas. Aber im Ernst, ich versuche, mich zu entspannen und für ein paar Wochen zu verschwinden, vielleicht nicht einmal ein anderes Skript von zu lesen.
Du wärst sicher auch eine tolle 007! Wäre es Zeit für einen weiblichen Bond?
Ana: Es sollte nicht nötig sein, sich eine männliche Figur anzueignen. Ich würde lieber die weiblichen Rollen in James Bond eine bedeutendere Rolle und mehr Anerkennung geben. Und Bond weiterhin einen Mann sein lassen. Das wäre meiner Meinung nach interessanter, als die Dinge einfach auf den Kopf zu stellen.
Wie sahen die genauen Vorbereitungen für The Gray Man aus? Wie habt ihr trainiert?
Chris: Ich habe schon viele Actionfilme gedreht. Glücklicherweise bin ich damit also sehr vertraut. Lloyds Kampfstil ist außerdem nicht gerade kompliziertes Wing Chun. Mit seiner Art zu kämpfen bin ich vertraut. Es ist Schlagen und Treten.
Ana: Ich habe mich unter anderem mit Waffentraining vorbereitet. Ich musste mich erst mal an all das Gewicht gewöhnen. Es gibt ein Video, das ich auf Instagram gepostet habe. Da bin ich auf einem Schießstand mit der Weste, den Magazinen und den Granaten – die Weste allein wiegt etwa 20 Pfund, und die Waffen wiegen weitere 15 Pfund.
Also zusammen rund 16 Kilo. Uff.
Ana: Mein Trainer sagte mir, ich soll damit rennen, und ich dachte mir: „Wie stellst du dir das vor?“ Und dann folgte dieser lustige Moment, den jemand aufgenommen hat, in dem ich wie ein Huhn renne.
Es gibt auch einen Behind the Scenes-Clip, in dem du fünf Typen vermöbelst. Sah so aus, als hättest du eine Menge Spaß gehabt!
Ana: Es macht Spaß, weil dieses Team so fantastisch ist. Und wenn man die Fortschritte an sich sieht, ist man begeistert und will immer mehr machen. Natürlich ist es auch toll, ein Double zu haben. Aber eine gute Actionszene gibt einem dieses Gefühl, sehr kompetent zu sein. Du denkst dir: „Ich kann das schaffen, lasst mich das machen. Lass es mich versuchen.“
Chris: Ich habe mit Ana schon bei einigen Filmen zusammengearbeitet und Ana erwartet viel von sich. Sie arbeitet sehr hart, um etwas zu erreichen. Und wenn ihr das Ergebnis nicht gefällt, wenn sie einen Take macht und sich das Playback ansieht und es nicht gut genug ist, ist sie frustriert. Weil sie will, dass alles perfekt ist. Sie hängt sich voll rein und wenn sie zufrieden ist, ist das Ergebnis fantastisch.
Bei all dem harten Training und der Disziplin – träumt ihr zwei ab und zu von Kuchen?
Ana: Die Antwort lautet: Ja!
Netflixwoche Redaktion