Alle Oscar-nominierten Filme auf Netflix – von BARDO bis Im Westen nichts Neues

„Ich bin ein bisschen überwältigt.“ Regisseur Edward Berger war gerade in Italien, schon bei den Dreharbeiten für sein nächstes Projekt, als er erfuhr: Seine Verfilmung von Im Westen nichts Neues ist mit neun Nominierungen einer der drei großen Oscar-Favoriten.

Wer gewinnt, entscheidet sich am 13. März. Ab 01 Uhr nachts deutscher Zeit werden die Oscars live übertragen. Ganze acht Netflix Originals sind nominiert - damit hat Netflix die meisten nominierten Titel im Vergleich mit allen anderen Filmstudios. Hier sind also alle Oscar-Kandidaten, die ihr auf Netflix streamen könnt.

1. Im Westen nichts Neues: „Bester Film“ und acht weitere Nominierungen

Das Antikriegsdrama Im Westen nichts Neues nach der Buchvorlage von Erich Maria Remarque schreibt Oscar-Geschichte: Als erste deutsche Produktion überhaupt ist der Film in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ nominiert. Aber damit nicht genug. Auch in acht weiteren Kategorien können Regisseur Edward Berger und das Team auf eine Auszeichnung hoffen:

  • „Bester internationaler Film“
  • „Bestes adaptiertes Drehbuch“
  • „Bester Ton“
  • „Beste Filmmusik“
  • „Bestes Makeup und beste Frisuren“
  • „Bestes Szenenbild“
  • „Beste Kamera“
  • „Beste visuelle Effekte“

Der Roman wurde schon einmal in Hollywood verfilmt – und gewann 1930 den Oscar für den Besten Film.

Darum geht es: Der 17-jährige Paul Bäumer (Felix Kammerer) wird gemeinsam mit seinen Freunden in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Aufgestachelt von einem patriotischen Lehrer ziehen die Freunde für das deutsche Kaiserreich auf das Schlachtfeld, doch müssen schnell der Realität ins Auge blicken: Weder Ehre noch Tapferkeit spielen im Kampf gegen die Franzosen noch eine Rolle. Stattdessen zeigt das Antikriegsdrama, was das Leben eines Soldaten wirklich wert war.

2. Blond: „Beste Hauptdarstellerin“

Dass Ana de Armas eigenlicht eine Latina ist, die bis vor einer Weile kaum Englisch sprach und eine dunkle Mähne trägt, spielt hier keine Rolle: In Blond wird sie zu Marilyn Monroe und das so überzeugend, dass sie als „Beste Hauptdarstellerin“ in diesem Jahr für einen Oscar nominiert ist.

Darum geht es: Das größtenteils schwarz-weiß gehaltene Biopic von Andrew Dominik erzählt die Lebensgeschichte der Hollywood-Ikone Marylin Monroe: Von ihrer Kindheit in Pflegefamilien bis hin zu ihrer Rolle als international bekannte Ikone. Als Vorlage diente das im Jahr 2000 erschienene gleichnamige Buch von Joyce Carol.

3. Glass Onion - A Knives Out Mystery: „Bestes adaptiertes Drehbuch“

Für alle, die an dieser Stelle etwas verwirrt von der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch” sind: Wir waren es auch. Müsste Glass Onion - A Knives Out Mystery nicht als „Bestes Originaldrehbuch” nominiert sein? Tatsächlich zählt die Academy jeden Film als Adaption, der eine Fortsetzung darstellt und mit gleichen Charaktere arbeitet, wie vorangegangene Filme – in diesem Fall Knives Out - Mord ist Familiensache. Aus Sicht der Academy ist Rian Johnsons Glass Onion also eine Adaption, auch wenn die Geschichte vollkommen neu ist und nur Detektiv Benoit Blanc als vertrauter Charakter wiederkehrt.

Darum geht es: Mal wieder ist es der Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig), der im klassischen Whodunit-Stil vor einer eindrücklichen Kulisse einen Mordfall löst. Auf einer griechischen Inseln verbringt Blanc gemeinsam mit einem Tech-Milliardär (Edward Norton) und seinen vermeintlichen Freund*innen eine zunächst entspannte Zeit – bis aus einem Krimispiel beim Dinner tödlicher Ernst wird.

4. Die Elefantenflüsterer: „Bester Dokumentar-Kurzfilm“

Ebenfalls in Indien angesiedelt, diesmal aber vollkommen wahrheitsgetreu, ist die Doku Die Elefantenflüsterer. Der 40-minütige Film geht in der Kategorie „Bester Dokumentar-Kurzfilm“ an den Start.

Darum geht es: Als Bomman und Bellie das verwaiste Elefanenbaby Raghu finden, ist Raghu unterernährt und verletzt. Doch das südindische Paar kümmert sich aufopferungsvoll um das Kleine. Trotz aller Zweifler geben sie das Tier nicht auf und sorgen dafür, dass sich Raghu nie alleine fühlt. Denn: Nur, wenn die Bindung zwischen Mensch und Tier echt ist, hat ein Elefantenbaby die Chance, ohne Mutter zu überleben.

5. The Martha Mitchell Effect: „Bester Dokumentar-Kurzfilm“

Auch The Martha Mitchell Effect ist nominiert für einen Oscar in der Kategorie „Bester Dokumentar-Kurzfilm“. In 40 Minuten wird hier geschildert, wie Martha Mitchell als Whistleblowerin versucht, einen Präsidenten zu Fall zu bringen.

Darum geht es: „The most talked about, talkative woman in Washington“ – so hat die New York Times Martha Mitchell einmal beschrieben. Sie war die Ehefrau von John N. Mitchell, der wiederum Wahlkampfleiter des US-amerikanischen Präsidenten Richard Nixon war. Als Martha Mitchell nach dem Watergate-Einbruch in der Zeitung las, erkannte sie einen der Einbrecher auf dem Foto wieder. Es war James McCord, ihr alter Wachmann. Da wurde ihr klar, dass es eine Verbindung zwischen dem Einbruch und ihrem Mann gab.

Martha Mitchell gab die Information an die Presse weiter – gegen den heftigen Widerstand ihres Mannes und ihrer Partei. 1988 benannte der Psychologe Brendan Maher sogar einen Fachbegriff nach ihr: Vom „Martha-Mitchell-Effekt“ spricht man, wenn jemand als wahnhaft oder paranoid diagnostiziert wird, obwohl er oder sie die Wahrheit sagt.

6. Guillermo del Toros Pinocchio: „Bester Animationsfilm“

Nicht einfach nur Pinocchio, sondern Guillermo del Toros Pinocchio: Die Neuverfilmung der Geschichte im faschistischen Italien angesiedelt und ganz im Stil des mexikanischen Filmemachers gehalten. Für ihn war es übrigens ein Herzensprojekt: Die Ursprünge des Filmes reichen bis ins Jahr 2008 zurück, als Guillermo del Toro eine düstere Version des (übrigens im Original auch sehr düsteren) Kinderbuchklassikers Die Abenteuer des Pinocchio ankündigte.

Darum geht es: Als Ersatz für seinen verstorbenen Sohn schnitzt Schreiner Gepetto eine Holzpuppe, die über Nacht zum Leben erwacht. Doch Pinocchio weiß sich nicht zu benehmen, ist ungezogen und gerät zudem immer wieder an die falschen Personen. Und: Seine Nase wächst, wenn er lügt. In dieser Geschichte wird ihm und seinen Freund*innen genau das jedoch zur Rettung.

7. Das Seeungeheuer: „Bester Animationsfilm“

Weit weniger düster ist Das Seeungeheuer von Chris Wiliams. Der Kinderfilm ist ebenfalls in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ für einen Oscar 2022 nominiert.

Darum geht es: Die blinde Passagierin Maisie Brumble hat sich an Bord eines Bootes geschmuggelt – und nicht irgendeines: Die Crew des sagenumwobenen Schiffes des Kapitäns Jacob Holland ist auf der Jagd nach Seeungeheuern. Doch Jacob und Maisie werden zu Verbündeten und die kleine Abenteurerin zeigt dem erfahrenen Seemann, dass auch Mädchen zu großen Heldinnen werden können.

8. BARDO, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten: „Beste Kamera“

Ein Schatten fliegt über die Wüste, springt immer wieder ab, schwebt weiter, kommt am Boden wieder an: Das ist die erste Szene im Film BARDO, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten, in der ein Vorgeschmack gegeben wird, was einen hier erwartet. Nämlich nicht nur eine fantasievolle Geschichte, sondern auch spektakuläre Kamerafahrten. Nicht ohne Grund ist der Film von Alejandro González Iñárritu für einen Oscar in der Kategorie „Beste Kamera“ nominiert.

Darum geht es: „Bardo“ bedeutet „Zwischenwelt“. In einer solchen befindet sich der Protagonist (Daniel Giménez Cacho). Ein Mann um die 60, eigenbrötlerisch, kreativ, mexikanisch, us-amerikanisch. Er ist auf der Suche nach Heimat, verliert sich währenddessen immer wieder im Diesseits und Jenseits, in Erinnerungen und der Realität. Und zeigt, was es bedeutet, nirgendwo wirklich hinzugehören.

9. RRR: „Bester Song“

Ein neunter Bonustitel: RRR ist zwar kein Netflix Original aber trotzdem auf dem Streamer zu sehen.

In der indischen Sprache Telugu bedeutet das Wort „Naatu“ so viel wie „einheimisch“. Die Beats im Lied „Naatu, Naatu“ sind angelehnt an traditionelle indische Volksmusik und lösen im Film RRR ein episches Dance off aus. Das Lied wurde von dem indischen Komponisten M. M. Keeravani geschrieben und könnte in diesem Jahr einen Oscar als „Bester Song“ gewinnen. Es ist der erste indische Song überhaupt, der bei den Academy Awards nominiert ist.

https://open.spotify.com/track/4iKGu3xtvm90eBw0EIPWJP

Der Song tritt bei den Oscars 2023 gegen zwei der größten Stars der Popmusik an: Rihanna (Black Panther) und Lady Gaga (Top Gun: Maverick). „Naatu, Naatu“ gilt aber als der Favorit.

Darum geht es: Indien im Jahr 1920. Das Land ist besetzt von den Briten. Doch der antikoloniale Widerstand im Land lebt: Komaram Bheem (N. T. Rama Rao Jr.) und Alluri Sitarama Raju (Ram Charan) kämpfen für die Freiheit. Die beiden Revolutionäre gab es tatsächlich. Der Rest des Filmes – die Entführung eines Mädchen von der sadistischen Gouverneursfrau, fliegende Tiger und die Bromance zwischen den beiden Hauptdarstellern – ist allerdings Fiktion.

Netflixwoche Redaktion

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